Heute möchte ich über eine Frage
berichten, das meinen Kolleginnen vom Tierzentrum Lüneburger Heide,
dem Sanitätshaus für Tiere und mir sehr am Herzen liegt:
Ein Tierleben im Rolli – Quälerei
oder Lebensqualität?
Sehr oft kommen Patientenbesitzer zu
uns, die berichten, ihr Tier sei nun durch einen Unfall, oder durch
einen Bandscheibenvorfall o.ä. gelähmt. Sie seien bei verschiedenen
Tierärzten gewesen, die alle nur eine Lösung vorgeschlagen hätten,
nämlich das Tier einzuschläfern.
Die Menschen sind verzweifelt, weil sie
nicht glauben wollen, dass es keine Alternativen gibt.
Ich höre auch sehr oft: „Ein
Hund/eine Katze muss laufen können. Wenn das Tier das nicht mehr
kann, leidet es und muss eingeschläfert werden.“
Ist das wirklich so? Muss man zwingend
ein Tier, das gelähmt ist, einschläfern? Ist es Tierquälerei, so
ein Tier am Leben zu lassen?
Wie immer bei solchen Dingen kann man
keine allgemein gültige Antwort geben. Es gibt Tiere, die kommen
einfach mit einem Leben als behindertes Tier nicht zurecht. Wenn man
also tatsächlich ein solches Tier hat, muss man wohl drüber
nachdenken, es einschläfern zu lassen. Es gibt auch
Krankheitsbilder, bei denen das Tier einfach zu starke, dauerhafte
Schmerzen hat, so dass man auch bei einem solchen Tier möglicherweise
nur die eine Option hat.
Es gibt jedoch viele Tiere, die keine
Schmerzen haben und sich mit einem solchen Leben prima arrangieren.
Schauen wir uns einmal einige Fotos an
und fragen uns: Welches dieser Tiere ist gelähmt, welches kann
laufen?
Bild Nr. 1 zeigt Malika. Sie ist im Rolli unterwegs
Bild Nr. 2 zeigt meinen Edi. Er kann
laufen.
Bild Nr. 3 zeigt Happy von Monika und Bea Kielmann. Er ist im Rolli unterwegs.
Na, wer von Euch hätte anhand dieser Bilder erkannt, dass zwei der drei Hunde gelähmt sind? Zeigen sie nicht einfach drei fröhliche Hunde?
Man sieht also an den Bildern schon
deutlich: Keinem der Tiere sieht man an, das es nicht laufen kann,
wenn man nicht sieht, dass es im Rolli unterwegs ist.
Natürlich muss man auch realistisch
sein und den Problemen ins Auge sehen, die bei einem gelähmten Tier
auftreten können:
- Oft sind die Tiere infolge ihrer Erkrankung inkontinent.
- Durch die Inkontinenzproblematik treten bei manchen Tieren vermehrt Blasenentzündungen auf.
- Wenn sie nicht im Rolli unterwegs sind, rutschen sie über den Boden.
- Durch die Fortbewegung im Rolli kann es zu Fehlbelastungen kommen und es können andere orthopädische Probleme auftun, wie z.B. eine Durchtrittigkeit an den nicht gelähmten Gliedmaßen durch die vermehrte Belastung.
Dies sind nur einige der Probleme, die
bei einem gelähmten Tier auftreten können.
Muss man es deshalb einschläfern?
Wir denken, dass dies keine Gründe
sind, ein Tier einzuschläfern.
Wichtiger wäre nach unserer Ansicht,
die Menschen darüber aufzuklären, welche Hilfsmittel es gibt, die
den Alltag mit dem behinderten Tier erleichtern.
Es gibt z.B.
- auf Maß gefertigte Rollwagen
- Bandagen für die mehr belasteten nicht gelähmten Gliedmaßen
- Laufhilfen
- Orthesen
- Prothesen
- waschbare Inkontinenzunterlagen
- waschbare Windeln
- Rutschsäcke
und vieles mehr. Viele Produkte findet
ihr unter http://sanitaetshaus-fuer-tiere.de/
. Monika Kielmann und Bea Müller-Kielmann beraten Euch da gerne.
Die Tierphysiotherapie als wichtige
Unterstützung hilft den gelähmten Tieren entweder dabei, irgendwann
wieder auf die 4 Pfoten zu kommen. Wenn das nicht möglich ist, kann
man in jedem Fall dafür sorgen, dass die Gefahr von Sekundärschäden
in anderen Körperbereichen so gering wie möglich gehalten wird.
Monika Kielmann vom Tierzentrum Lüneburger Heide
(http://tierzentrum-lueneburger-heide.de/)
und ich (http://tierzentrumchiemsee.de/)
helfen Euch gerne weiter, wenn ihr Fragen habt.
Wir würden uns wünschen, dass bereits
die Tierärzte umfassender auch über die Alternativen zur
Einschläferung und die inzwischen erhältlichen Hilfsmittel für
gelähmte Tiere aufklären.
So hätte jeder Patientenbesitzer die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob er diese alternativen Möglichkeiten nutzen möchte.
Leider fehlt es nach unserer Meinung
immer noch oft an dieser Aufklärung.
Die Patientenbesitzer sind im Zweifel
darauf angewiesen, selbst zu recherchieren. Und nicht jeder
Patientenbesitzer hat die Möglichkeit oder kommt auf diese Idee. Und
so werden immer noch viele Tiere eingeschläfert, die nach unserem
Empfinden noch ein schönes Leben haben könnten, wenn man die
Tierhalter umfassend aufgeklärt hätte.
Ein schönes Wochenende wünsche ich
Euch!
Angelika
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