Freitag, 29. September 2017

Darmsanierung beim Tier - wie sinnvoll ist das?


Heute möchte ich ein paar Gedanken zum Thema „Darmsanierung beim Tier – wie sinnvoll ist das“ zum besten geben.

Ich beginne mal mit einem Beispiel: Hund mit länger anhaltendem Durchfall unklarer Ursache und dadurch geschädigter Darmflora. Nachdem längere Antibiotikagaben nicht halfen und diagnostische Maßnahmen bisher keine Ursache zutage förderten, schlug der Tierarzt folgendes vor:

  • hypoallergenes Futter, um herauszufinden, ob eine Futtermittelallergie vorliegt
  • Immodium akut;
  • ein neues, anderes Antibiotikum.

Ich frage mich an dieser Stelle: Welchen Sinn können diese Maßnahmen machen, solange die Darmflora geschädigt oder vielleicht sogar zerstört ist?

Die Darmflora hat– vereinfacht gesagt – 4 Hauptaufgaben:

1.
Barrierefunktion:

Eine gesunde Darmflora verhindert, dass sich fremde, krankmachende Bakerien im Darm ansiedeln können. Sie bildet eine Art Schutzschicht.

2.
Abbau von Ballaststoffen:

Die aufgenommenen Ballaststoffe, die im Dünndarm nicht gespalten werden können, werden im Dickdarm von den dort angesiedelten Bakterien der Dickdarmflora abgebaut.

3.
Ernährung und Energieversorgung der Darmschleimhaut:

Die Darmflora stellt Nährstoffe für die Darmschleimhaut bereit und sorgt dadurch für die Energieversorgung der Darmschleimhaut.

4.
Vitaminproduktion:

Die Darmflora ist an der Produktion von wichtigen Vitaminen beteiligt.

Wenn man sich diese 4 Aufgaben der Darmflora anschaut, ist klar, dass eine geschädigte Darmflora (sog. Dysbiose) massive Auswirkungen auf den ganzen Körper haben kann.

Das Immunsystem wird geschwächt, Nährstoffe können nicht mehr aufgeschlossen und auch nicht mehr verwertet werden, die für den Körper notwendigen Vitamine werden nicht mehr oder nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Der gesamte Körper leidet somit, wenn die Darmflora ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen kann.

Natürlich ist mir klar, was der Tierarzt, der diese Vorgehensweise empfohlen hat, als Ziel hat. Er will durch das hypoallergene Futter ausschließen, dass der Durchfall durch eine Allergie ausgelöst wird. Das Immodium akut kennen wir aus dem Humanbereich, es soll den Durchfall stoppen. Wofür in dem konkreten Fall das Antibiotikum gegeben werden sollte, ist mir nicht bekannt.

Nun kommt also das hypoallergene Futter im Darm an. Im gesunden Darm wird es verwertet und man kann dann feststellen, ob dieses Futter, das wohl keine Allergene enthalten soll, dazu führt, dass der Durchfall aufhört. Ist das der Fall, liegt es nahe, dass eine Futtermittelallergie vorliegt.

Tolle Sache, oder?

Wenn aber die Darmflora geschädigt ist, kann kein Futter, auch kein hypoallergenes Futter, mehr richtig verwertet werden.

Das Symptom „Durchfall“ wird also nicht verschwinden können, da ja der Darm seine Aufgabe nicht richtig erfüllen kann.

Gebe ich jetzt ein bisschen „Immodium akut“ dazu, ist der positivste Effekt, den ich erzielen kann, dass unter der Gabe des Medikaments der Durchfall etwas besser wird. „Immodium akut“ (Wirkstoff: Loperamid) reduziert primär die erhöhte Darmbewegung. Dadurch wird der Futterbrei langsamer durch den Darm transportiert mit dem Ziel und der Hoffnung, dass der Körper länger Zeit hat, Wasser und Elektrolyte wieder aufzunehmen, so dass sich der Kot festigt. Setze ich das Medikament dann wieder ab, werden die Symptome wieder zurückkehren, wenn der Darm seine Aufgabe auf Grund der geschädigten Darmflora nicht richtig erfüllen kann.

Füge ich nun noch Antibiotika hinzu, ist für mich die logische Folge, dass der Durchfall sicher nicht besser wird, denn Antibiotika neigen dazu, die Darmflora anzugreifen und zu schädigen.

Für mich ist es daher logisch, dass ich zuerst dort ansetzen muss, wo das Problem liegt: Ich muss die Darmflora sanieren!

In einem solchen Fall mache ich derzeit eine sehr gute Erfahrung mit der mikrobiellen Therapie. Edi bekommt die ihm fehlenden Darmbakterien incl. deren Stoffwechselprodukte zugeführt. Das Pulver wird einfach dem Futter zugegeben und problemlos mit gefressen. Durch diese Gabe der notwendigen Bakterien regeneriert und stabilisiert sich das Immunsystem, Krankheitserreger werden verdrängt.

Seit Edi sich selbst auf BARF umgestellt hat und er die Darmbakterien bekommt, hat er keinen Durchfall mehr, er nimmt zu, sein Fell ist viel weicher und glänzender geworden.

Für mich ist eines klar: Eine gesunde Darmflora ist existenziell wichtig für unsere Tiere! Und bevor ich mit Futterumstellungen, Mitteln gegen Durchfall oder gar Antibiotika anfange, saniere ich zuallererst die Darmflora! Viele Probleme werden sich dann von alleine lösen. Und die verbleibenden Probleme kann ich dann gezielt angehen!

Edi und ich wünschen Euch allen ein schönes Wochenende!!!
Angelika

Freitag, 22. September 2017

Sterbebegleitung, ein schwieriges Thema

Das Thema Sterbebegleitung ist ein Thema, das mich persönlich im Moment sehr beschäftigt, da ich derzeit hier selbst damit konfrontiert bin.

Am 27.07.2017 sah ich auf Facebook einen Hilferuf: Gesucht wurde ein Hospizplatz für einen Hund.



Noch nie habe ich auf einen solchen Aufruf reagiert. Aber in einem Anfall von Unvernunft - manche nennen es auch Wahnsinn - habe ich mich bei der Organisation gemeldet. Und Noch am gleichen Tag um 0:15 Uhr kam Edi bei mir an.

Edi ist schwer krank und niemand weiß, wieviel Zeit ihm noch bleibt. Hodentumor, Prostatatumor, Blasentumor, Lidrandtumore - nicht gerade beste Zukunftsperspektiven.

Aber gerade deshalb habe ich mich für ihn entschieden. Weil ich weiß, dass er hier die ihm noch verbleibende Zeit ohne Stress verbringen kann. Und weil ich weiß, dass ich es leisten kann - auch wenn es nicht immer leicht ist.

Was hat das nun konkret mit Sterbebegleitung zu tun?

Nun, für mich beginnt die Sterbebegleitung nicht erst in dem Moment, in dem das Tier sich in der letzten Sterbephase befindet. 

Ich kenne jetzt die Diagnose. Und jetzt beginnt bereits die Zeit, die ich intensiv mit Edi verbringen sollte. Es bedarf natürlich jetzt erhöhter Achtsamkeit, um Veränderungen bei dem Tier zu bemerken. Dennoch verfalle ich nur selten in die negativen Gedanken, dass es bald zu Ende sein kann. Vielmehr genießen wir beide jeden gemeinsamen Tag. Es gibt gute und nicht ganz so gute Tage. Aber jeder Tag ist ein Geschenk!

Aber es wird die Zeit kommen, in der ich Abschied nehmen muss. Wo ich aufpassen muss, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist zu entscheiden, ob er von selbst gehen kann, oder obe er tierärztliche Hilfe benötigt.

Und es wird schwer für mich sein.

Edi wird seinen Abschied hinnehmen. Für ihn wird es nicht so schwierig sein, weil es für ihn zum Leben dazu gehört.

Aber für mich wird es schwer, ihn gehen zu lassen.

Ich werde dann - weil ich selbst emotional viel zu nah dran bin - die Hilfe von Kolleginnen in Anspruch nehmen. Sie werden Edi und mich begleiten auf diesem letzten gemeinsamen Weg.

Es wird Tierkommunikationen mit ihm geben, die er auch jetzt schon immer sehr genießt. Dadurch kann ich z.B. herausfinden, ob er von selbst gehen will oder Hilfe vom Tierarzt will oder braucht. Oft sind es dann gerade die sterbenden Tiere, die einem noch einmal viel tröstliches mit auf den Weg geben.

Und es werden Menschen für Edi und mich da sein. Sie werden Edi begleiten und mich stützen.

Das ist das, was wir, die wir Sterbebegleitung anbieten, für das Tier und vor allem für den Menschen tun können.

Aber bis es soweit ist, werden wir eines tun: Jeden gemeinsamen Tag genießen! Wir werden nicht jeden Tag damit verbringen, darüber nachzugrübeln, dass es bald vorbei ist. Denn dann würden wir die vielen schönen Momente verpassen, die uns noch geschenkt werden!


Der Beginn

Tja, nun starte ich einen Blog. Einen von vielen, der sich mit Tieren beschäftigt. Aber ich wage es trotzdem.

Und es gibt schon viele Themen, die ich gerne ansprechen möchte. Aber bevor es losgeht, stelle ich mich kurz vor:

Mein Name ist Angelika Veyhelmann und ich bin in Oberbayern, in der Nähe von Rosenheim, als mobile Tierphysiotherapeutin unterwegs. 

Derzeit begleiten mein Leben 4 Katzen (Gwendolyn, der Haaasemann, Monda und Leon) und ein Hund (Edi). Diese werden den ein oder anderen Beitrag hier begleiten.

Tierphysiotherapeutin bin ich allerdings noch nicht immer. Nach dem Abitur folgte erst einmal ein klassisches Studium der Rechtswissenschaften, und als Anwältin habe ich lange Jahre gearbeitet und tue dies auch heute noch. Allerdings war und ist dies immer nur ein Beruf, nie eine Berufung.

Meine Herzensangelegenheit waren immer schon die Tiere. Eigene Tiere, die mich mit Unterbrechungen schon mein Leben lang begleiten, Tiere aus dem In- und Auslandstierschutz, kranke Tiere, Wildtiere. Tiere aller Arten interessieren mich schon mein Leben lang.

Und irgendwann kam dann die Idee auf, aus meiner Liebe zu Tieren - und dem Interesse an der Veterinärmedizin - einen Beruf zu machen. Einige Jahre hat es gedauert, bis ich den Schritt gewagt habe. Bereut habe ich ihn nie. 

Heute kann ich das, was ich schon immer liebe, auch beruflich umsetzen.

Warum aber ausgerechnet noch ein Blog, der sich mit Tieren beschäftigt?

  1. Weil ich gerne schreibe,
  2. Weil es viele Themen gibt, die vielleicht auch andere Menschen interessieren könnten, und über die ich mich gerne austauschen möchte.
In diesem Blog sollen allgemeine tierische Themen und Gedanken, aber gerade auch Themen Platz finden, die die Gesundheit der Tiere betreffen. 

So, ich denke, ich habe nun genug allgemeines über mich geschrieben.

Der Blog wird jetzt in Kürze gleich mit einem ernsten recht sensiblen Thema starten, das mich persönlich im Moment stark beschäftigt: Sterbebegleitung bei Tieren.