Montag, 6. November 2017

Die Haftung des Tierhalters

Heute möchte ich mich kurz über die Frage auslassen, wann eigentlich der Tierhalter haftet, wenn Hund oder Katze einen anderen Menschen oder ein anderes Tier verletzen oder eine Sache beschädigen.

Die schlechte Nachricht: Der Tierhalter des Tieres, das einen Menschen oder ein anderes Tier verletzt oder eine Sache beschädigt, haftet (fast) immer.

Gerade habe ich auf Facebook wieder einen Post gelesen, in dem jemand schildert, dass ihre Katze eine Nachbarin gekratzt hat. Es wurde dann gefragt, ob die Kaze geimpft sei, was die Halterin wahrhitsgemäß verneinte. Die Frage war dann letztendlich, ob sie etwas zu befürchten hat.

Die Antworten gingen dann fast alle in die Richtung, dass die Nachbarin ja selbst schuld sei. Sie müsse ja nicht jede Katze einfach streicheln. Und die Frage sei eigentlich nicht, ob die Katze geimpft sei, sondern ob die Nachbarin gegen Tetanus geimpft sei.

Das ist leider so nicht richtig.

In § 833 BGB ist die Haftung des Tierhalters wie folgt geregelt:
„Wird durch ein Tier ein Mensch getötet oder der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt, so ist derjenige, welcher das Tier hält, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht tritt nicht ein, wenn der Schaden durch ein Haustier verursacht wird, das dem Beruf, der Erwerbstätigkeit oder dem Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt ist, und entweder der Tierhalter bei der Beaufsichtigung des Tieres die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet oder der Schaden auch bei Anwendung dieser Sorgfalt entstanden sein würde.“

Man stellt beim lesen fest, dass nirgends steht, dass der Tierhalter nur dann haftet, wenn er auch schuld ist an dem Vorfall.

Es steht nur da, dass der Tierhalter dann haftet, wenn durch sein Tier ein Mensch getötet oder verletzt oder eine Sache beschädigt wird.

Das bedeutet, dass der Tierhalter verschuldensunabhängig haftet. Es ist also egal, wer an dem Vorfall schuld ist. Entscheidend ist nur, dass das Tier einen Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt hat.

Es gibt natürlich auch da im Einzelfall Möglichkeiten, zumindest teilweise aus der Haftung herauszukommen. Hier muss man aber immer den Einzelfall betrachten. In manchen Einzelfällen nimmt die Rechtsprechung an, dass ein Mitverschulden des Geschädigten besteht, so dass der Tierhalter ganz oder teilweise aus der Haftung entlassen wird.

Generell gilt aber: Der Tierhalter haftet verschuldensunabhängig.

In dem oben geschilderten Fall stimmt es daher zwar, dass die Nachbarin nicht einfach jede Katze streicheln sollte. Das schützt aber den Tierhalter nicht vor der Haftung, wenn die Nachbarin verletzt wurde. Es hat sich bei dem Kratzen oder Beißen der Katze eine sogenannte „spezifische Tiergefahr“ verwirklicht, deshalb haftet der Tierhalter. Alleine das ungefragte streicheln der Katze führt hier nicht zu einem Mitverschulden der Nachbarin.

Es ist also auf jeden Fall sinnvoll, für Hunde oder Pferde eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abzuschließen. Katzen sind normalerweise in der normalen Privathaftpflichtversicherung mitversichert.

In diesem Sinne: Einen schönen unfallfreien Tag wünsche ich Euch!
Eure Angelika

Sonntag, 15. Oktober 2017

Mantel oder nicht Mantel, das ist hier die Frage

Und jedes Jahr findet man überall wieder die gleiche Diskussion:

Warum muss man Tieren einen Mantel anziehen? Muss denn das sein? Das Tier hat doch Fell..
Meine Antwort darauf: Das kommt darauf an!


Ganz oft werde ich beim Gassi gehen mit meinem Hund drauf angesprochen, ob das denn wirklich nötig ist, der Hund hat doch Fell. Ja, hat er. Und man sieht ihm auch auf den ersten Blick nicht an, warum er den Mantel braucht. Er ist ein schwer kranker Hund, dessen Körper gegen Krebs kämpfen muss. Mein Edi braucht seine Energie für diesen Kampf. Sein Immunsystem ist geschwächt, da seine Darmflora zerstört ist. Er hat einfach nicht genug Abwehrkräfte, um ungeschützt durch Nässe und Kälte zu gehen. Da reicht einfach sein Fell nicht aus.

Wenn ich das den Menschen, die mich ansprechen, erkläre, verstehen es die meisten auch und finden es dann auch sinnvoll. Klar, manchmal gerät man dann in andere Dislussionen wie z.B. die, ob man das Tier nicht erlösen sollte, wo man doch bei Tieren diese Möglichkeit hat. Aber das ist ein anderes Thema. Die meisten Menschen sehen ein, dass ein Mantel bei einem Tier durchaus Sinn machen kann.

Ich finde, man muss auch unterscheiden, ob man dem Tier einen Mantel zum Schutz anzieht, oder ob man das Tier einfach süss verkleiden will.

Davon, ein Tier zu verkleiden, ihm also z.B. ein Dirndl oder Lederhosen anzuziehen, damit es dem Style von Herrchen oder Frauchen entspricht, halte ich überhaupt nichts. Ein Tier ist ein Tier und man muss es nicht in irgendwelche pseudostylischen Klamotten stecken, nur damit es vermeintlich süss aussieht.

Ein junger, gesunder, aktiver Hund mit ausreichend Unterfell muss meiner Meinung nach auch nicht unbedingt einen Mantel an haben.

Es gibt aber auch andere Tiere.

Es gibt Tiere, die z.B. rassebedingt kein ausreichendes Unterfell haben. Es gibt sehr kleine Rassen, die bereits auf Grund ihres mangelndes Körpergewichts und mangelnder ausreichender Fettschicht schnell frieren. Es gibt alte Hunde, die einfach auf Grund ihres Alters mit Arthrose oder ähnlichen Krankheiten geplagt sind. Es gibt kranke Tiere, die einfach durch ihre Krankheit geschwächt sind. Auch Welpen haben oft noch nicht genügend Fell und Körpermasse, um Nässe und Kälte unbeschadet auszuhalten. Frisch geschorene Tiere, die zwar normalerweise genügend Unterwolle hätten, unterkühlen nach der Schur leicht. Und nicht zuvergessen die Handicapchen, die im Rolli unterwegs sind.

Bei all diesen Tieren halte ich in der nassen und kalten Jahreszeit einen Mantel nicht nur für hilfreich, sondern auch für notwendig.

All diese Tiere benötigen in der nassen und kalten Jahreszeit andernfalls viel zuviel Energie dafür, ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten.

Sie ziehen sich leichter Erkältungen, Blasenentzündungen etc. zu als Hunde mit ausreichender Unterwolle.

Die Muskeln der Tiere verspannen sich durch die feuchte Kälte.

Tiere mit Arthrose haben meist in der kalten Jahreszeit ohnehin schon mehr Probleme mit ihrer Krankheit als in der warmen Jahreszeit. Das kennen die meisten aus dem Humanbereich. Auch der Mensch mit Arthrose klagt in der kalten Jahreszeit verstärkt über Schmerzen. Kommt dann noch dazu, dass sie Nässe und Kälte ungeschützt ausgesetzt sind, werden sich ihre Schmerzen noch erheblich verschlimmern.

Kranke Tiere benötigen ihre Energie für den Genesungsprozess, oder vielleicht sogar für den Kampf gegen schwere Krankheiten wie Krebs. Es bleibt ihnen keine oder nur wenig Energie dafür übrig, ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Sie werden sich meist auf Grund eines schwachen Immunsystems schneller als ein gesundes Tier weitere Krankheiten zuziehen und unterkühlen.

Auch Tiere, die im Rolli unterwegs sind, sind stärker gefährdet als andere Tiere. Große Teile ihres Körpers können nicht durch Bewegung erwärmt werden, so dass schnell die Gefahr einer Unterkühlung besteht. Abhilfe schaffen können da maßgefertigte Fusssäcke, die die gelähmten Gliedmaßen vor Unterkühlung und schlimmstenfalls Erfrierungen schützen.

Alles, was ich hier aufgezählt habe, gilt nicht nur für Hunde. Katzen sind von alledem genauso betroffen, wenn sie Freigänger sind.

Ich habe hier z.B. einen alten Kater mit einer chronischen Darmentzündung und chronischem Schnupfen. Sein Immunsystem, von dem ja große Teile im Darm angesiedelt sind, ist stark reduziert. Er ist auf Grund seiner Erkrankung sehr dünn und friert schnell. Und so bekommt auch er ein Mäntelchen an, wenn er in der kalten Jahreszeit nach draußen auf die Terasse möchte.

Natürlich muss jeder selbst entcheiden, ob er seinem Tier einen Mantel anziehen will, und ob das eigene Tier einen Mantel braucht.

Ich möchte hier lediglich zum Nachdenken anregen, dass die pauschale Behuptung, ein Tier hat Fell und braucht deshalb keinen Mantel, nicht immer stimmt.

Und jetzt wünsche ich Euch noch einen schönen Sonntag!
Angelika

Freitag, 6. Oktober 2017

Ein Tierleben im Rolli - Tierquälerei oder Lebensqualität?

Heute möchte ich über eine Frage berichten, das meinen Kolleginnen vom Tierzentrum Lüneburger Heide, dem Sanitätshaus für Tiere und mir sehr am Herzen liegt:

Ein Tierleben im Rolli – Quälerei oder Lebensqualität?

Sehr oft kommen Patientenbesitzer zu uns, die berichten, ihr Tier sei nun durch einen Unfall, oder durch einen Bandscheibenvorfall o.ä. gelähmt. Sie seien bei verschiedenen Tierärzten gewesen, die alle nur eine Lösung vorgeschlagen hätten, nämlich das Tier einzuschläfern.

Die Menschen sind verzweifelt, weil sie nicht glauben wollen, dass es keine Alternativen gibt.

Ich höre auch sehr oft: „Ein Hund/eine Katze muss laufen können. Wenn das Tier das nicht mehr kann, leidet es und muss eingeschläfert werden.“

Ist das wirklich so? Muss man zwingend ein Tier, das gelähmt ist, einschläfern? Ist es Tierquälerei, so ein Tier am Leben zu lassen?

Wie immer bei solchen Dingen kann man keine allgemein gültige Antwort geben. Es gibt Tiere, die kommen einfach mit einem Leben als behindertes Tier nicht zurecht. Wenn man also tatsächlich ein solches Tier hat, muss man wohl drüber nachdenken, es einschläfern zu lassen. Es gibt auch Krankheitsbilder, bei denen das Tier einfach zu starke, dauerhafte Schmerzen hat, so dass man auch bei einem solchen Tier möglicherweise nur die eine Option hat.

Es gibt jedoch viele Tiere, die keine Schmerzen haben und sich mit einem solchen Leben prima arrangieren.

Schauen wir uns einmal einige Fotos an und fragen uns: Welches dieser Tiere ist gelähmt, welches kann laufen?








Bild Nr. 1 zeigt Malika. Sie ist im Rolli unterwegs

Bild Nr. 2  zeigt meinen Edi. Er kann laufen.

Bild Nr. 3 zeigt Happy von Monika und Bea Kielmann. Er ist im Rolli unterwegs.

Na, wer von Euch hätte anhand dieser Bilder erkannt, dass zwei der drei Hunde gelähmt sind? Zeigen sie nicht einfach drei fröhliche Hunde?

Man sieht also an den Bildern schon deutlich: Keinem der Tiere sieht man an, das es nicht laufen kann, wenn man nicht sieht, dass es im Rolli unterwegs ist.

Natürlich muss man auch realistisch sein und den Problemen ins Auge sehen, die bei einem gelähmten Tier auftreten können:

  • Oft sind die Tiere infolge ihrer Erkrankung inkontinent. 
  • Durch die Inkontinenzproblematik treten bei manchen Tieren vermehrt Blasenentzündungen auf.
  • Wenn sie nicht im Rolli unterwegs sind, rutschen sie über den Boden.
  • Durch die Fortbewegung im Rolli kann es zu Fehlbelastungen kommen und es können andere orthopädische Probleme auftun, wie z.B. eine Durchtrittigkeit an den nicht gelähmten Gliedmaßen durch die vermehrte Belastung.

Dies sind nur einige der Probleme, die bei einem gelähmten Tier auftreten können.

Muss man es deshalb einschläfern?

Wir denken, dass dies keine Gründe sind, ein Tier einzuschläfern.

Wichtiger wäre nach unserer Ansicht, die Menschen darüber aufzuklären, welche Hilfsmittel es gibt, die den Alltag mit dem behinderten Tier erleichtern.

Es gibt z.B.
  • auf Maß gefertigte Rollwagen
  • Bandagen für die mehr belasteten nicht gelähmten Gliedmaßen
  • Laufhilfen
  • Orthesen
  • Prothesen
  • waschbare Inkontinenzunterlagen
  • waschbare Windeln
  • Rutschsäcke
und vieles mehr. Viele Produkte findet ihr unter http://sanitaetshaus-fuer-tiere.de/ . Monika Kielmann und Bea Müller-Kielmann beraten Euch da gerne.

Die Tierphysiotherapie als wichtige Unterstützung hilft den gelähmten Tieren entweder dabei, irgendwann wieder auf die 4 Pfoten zu kommen. Wenn das nicht möglich ist, kann man in jedem Fall dafür sorgen, dass die Gefahr von Sekundärschäden in anderen Körperbereichen so gering wie möglich gehalten wird. Monika Kielmann vom Tierzentrum Lüneburger Heide (http://tierzentrum-lueneburger-heide.de/) und ich (http://tierzentrumchiemsee.de/) helfen Euch gerne weiter, wenn ihr Fragen habt.

Wir würden uns wünschen, dass bereits die Tierärzte umfassender auch über die Alternativen zur Einschläferung und die inzwischen erhältlichen Hilfsmittel für gelähmte Tiere aufklären.

So hätte jeder Patientenbesitzer die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob er diese alternativen Möglichkeiten nutzen möchte.

Leider fehlt es nach unserer Meinung immer noch oft an dieser Aufklärung.

Die Patientenbesitzer sind im Zweifel darauf angewiesen, selbst zu recherchieren. Und nicht jeder Patientenbesitzer hat die Möglichkeit oder kommt auf diese Idee. Und so werden immer noch viele Tiere eingeschläfert, die nach unserem Empfinden noch ein schönes Leben haben könnten, wenn man die Tierhalter umfassend aufgeklärt hätte.

Ein schönes Wochenende wünsche ich Euch!
Angelika

Freitag, 29. September 2017

Darmsanierung beim Tier - wie sinnvoll ist das?


Heute möchte ich ein paar Gedanken zum Thema „Darmsanierung beim Tier – wie sinnvoll ist das“ zum besten geben.

Ich beginne mal mit einem Beispiel: Hund mit länger anhaltendem Durchfall unklarer Ursache und dadurch geschädigter Darmflora. Nachdem längere Antibiotikagaben nicht halfen und diagnostische Maßnahmen bisher keine Ursache zutage förderten, schlug der Tierarzt folgendes vor:

  • hypoallergenes Futter, um herauszufinden, ob eine Futtermittelallergie vorliegt
  • Immodium akut;
  • ein neues, anderes Antibiotikum.

Ich frage mich an dieser Stelle: Welchen Sinn können diese Maßnahmen machen, solange die Darmflora geschädigt oder vielleicht sogar zerstört ist?

Die Darmflora hat– vereinfacht gesagt – 4 Hauptaufgaben:

1.
Barrierefunktion:

Eine gesunde Darmflora verhindert, dass sich fremde, krankmachende Bakerien im Darm ansiedeln können. Sie bildet eine Art Schutzschicht.

2.
Abbau von Ballaststoffen:

Die aufgenommenen Ballaststoffe, die im Dünndarm nicht gespalten werden können, werden im Dickdarm von den dort angesiedelten Bakterien der Dickdarmflora abgebaut.

3.
Ernährung und Energieversorgung der Darmschleimhaut:

Die Darmflora stellt Nährstoffe für die Darmschleimhaut bereit und sorgt dadurch für die Energieversorgung der Darmschleimhaut.

4.
Vitaminproduktion:

Die Darmflora ist an der Produktion von wichtigen Vitaminen beteiligt.

Wenn man sich diese 4 Aufgaben der Darmflora anschaut, ist klar, dass eine geschädigte Darmflora (sog. Dysbiose) massive Auswirkungen auf den ganzen Körper haben kann.

Das Immunsystem wird geschwächt, Nährstoffe können nicht mehr aufgeschlossen und auch nicht mehr verwertet werden, die für den Körper notwendigen Vitamine werden nicht mehr oder nicht mehr in ausreichender Menge produziert. Der gesamte Körper leidet somit, wenn die Darmflora ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen kann.

Natürlich ist mir klar, was der Tierarzt, der diese Vorgehensweise empfohlen hat, als Ziel hat. Er will durch das hypoallergene Futter ausschließen, dass der Durchfall durch eine Allergie ausgelöst wird. Das Immodium akut kennen wir aus dem Humanbereich, es soll den Durchfall stoppen. Wofür in dem konkreten Fall das Antibiotikum gegeben werden sollte, ist mir nicht bekannt.

Nun kommt also das hypoallergene Futter im Darm an. Im gesunden Darm wird es verwertet und man kann dann feststellen, ob dieses Futter, das wohl keine Allergene enthalten soll, dazu führt, dass der Durchfall aufhört. Ist das der Fall, liegt es nahe, dass eine Futtermittelallergie vorliegt.

Tolle Sache, oder?

Wenn aber die Darmflora geschädigt ist, kann kein Futter, auch kein hypoallergenes Futter, mehr richtig verwertet werden.

Das Symptom „Durchfall“ wird also nicht verschwinden können, da ja der Darm seine Aufgabe nicht richtig erfüllen kann.

Gebe ich jetzt ein bisschen „Immodium akut“ dazu, ist der positivste Effekt, den ich erzielen kann, dass unter der Gabe des Medikaments der Durchfall etwas besser wird. „Immodium akut“ (Wirkstoff: Loperamid) reduziert primär die erhöhte Darmbewegung. Dadurch wird der Futterbrei langsamer durch den Darm transportiert mit dem Ziel und der Hoffnung, dass der Körper länger Zeit hat, Wasser und Elektrolyte wieder aufzunehmen, so dass sich der Kot festigt. Setze ich das Medikament dann wieder ab, werden die Symptome wieder zurückkehren, wenn der Darm seine Aufgabe auf Grund der geschädigten Darmflora nicht richtig erfüllen kann.

Füge ich nun noch Antibiotika hinzu, ist für mich die logische Folge, dass der Durchfall sicher nicht besser wird, denn Antibiotika neigen dazu, die Darmflora anzugreifen und zu schädigen.

Für mich ist es daher logisch, dass ich zuerst dort ansetzen muss, wo das Problem liegt: Ich muss die Darmflora sanieren!

In einem solchen Fall mache ich derzeit eine sehr gute Erfahrung mit der mikrobiellen Therapie. Edi bekommt die ihm fehlenden Darmbakterien incl. deren Stoffwechselprodukte zugeführt. Das Pulver wird einfach dem Futter zugegeben und problemlos mit gefressen. Durch diese Gabe der notwendigen Bakterien regeneriert und stabilisiert sich das Immunsystem, Krankheitserreger werden verdrängt.

Seit Edi sich selbst auf BARF umgestellt hat und er die Darmbakterien bekommt, hat er keinen Durchfall mehr, er nimmt zu, sein Fell ist viel weicher und glänzender geworden.

Für mich ist eines klar: Eine gesunde Darmflora ist existenziell wichtig für unsere Tiere! Und bevor ich mit Futterumstellungen, Mitteln gegen Durchfall oder gar Antibiotika anfange, saniere ich zuallererst die Darmflora! Viele Probleme werden sich dann von alleine lösen. Und die verbleibenden Probleme kann ich dann gezielt angehen!

Edi und ich wünschen Euch allen ein schönes Wochenende!!!
Angelika

Freitag, 22. September 2017

Sterbebegleitung, ein schwieriges Thema

Das Thema Sterbebegleitung ist ein Thema, das mich persönlich im Moment sehr beschäftigt, da ich derzeit hier selbst damit konfrontiert bin.

Am 27.07.2017 sah ich auf Facebook einen Hilferuf: Gesucht wurde ein Hospizplatz für einen Hund.



Noch nie habe ich auf einen solchen Aufruf reagiert. Aber in einem Anfall von Unvernunft - manche nennen es auch Wahnsinn - habe ich mich bei der Organisation gemeldet. Und Noch am gleichen Tag um 0:15 Uhr kam Edi bei mir an.

Edi ist schwer krank und niemand weiß, wieviel Zeit ihm noch bleibt. Hodentumor, Prostatatumor, Blasentumor, Lidrandtumore - nicht gerade beste Zukunftsperspektiven.

Aber gerade deshalb habe ich mich für ihn entschieden. Weil ich weiß, dass er hier die ihm noch verbleibende Zeit ohne Stress verbringen kann. Und weil ich weiß, dass ich es leisten kann - auch wenn es nicht immer leicht ist.

Was hat das nun konkret mit Sterbebegleitung zu tun?

Nun, für mich beginnt die Sterbebegleitung nicht erst in dem Moment, in dem das Tier sich in der letzten Sterbephase befindet. 

Ich kenne jetzt die Diagnose. Und jetzt beginnt bereits die Zeit, die ich intensiv mit Edi verbringen sollte. Es bedarf natürlich jetzt erhöhter Achtsamkeit, um Veränderungen bei dem Tier zu bemerken. Dennoch verfalle ich nur selten in die negativen Gedanken, dass es bald zu Ende sein kann. Vielmehr genießen wir beide jeden gemeinsamen Tag. Es gibt gute und nicht ganz so gute Tage. Aber jeder Tag ist ein Geschenk!

Aber es wird die Zeit kommen, in der ich Abschied nehmen muss. Wo ich aufpassen muss, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist zu entscheiden, ob er von selbst gehen kann, oder obe er tierärztliche Hilfe benötigt.

Und es wird schwer für mich sein.

Edi wird seinen Abschied hinnehmen. Für ihn wird es nicht so schwierig sein, weil es für ihn zum Leben dazu gehört.

Aber für mich wird es schwer, ihn gehen zu lassen.

Ich werde dann - weil ich selbst emotional viel zu nah dran bin - die Hilfe von Kolleginnen in Anspruch nehmen. Sie werden Edi und mich begleiten auf diesem letzten gemeinsamen Weg.

Es wird Tierkommunikationen mit ihm geben, die er auch jetzt schon immer sehr genießt. Dadurch kann ich z.B. herausfinden, ob er von selbst gehen will oder Hilfe vom Tierarzt will oder braucht. Oft sind es dann gerade die sterbenden Tiere, die einem noch einmal viel tröstliches mit auf den Weg geben.

Und es werden Menschen für Edi und mich da sein. Sie werden Edi begleiten und mich stützen.

Das ist das, was wir, die wir Sterbebegleitung anbieten, für das Tier und vor allem für den Menschen tun können.

Aber bis es soweit ist, werden wir eines tun: Jeden gemeinsamen Tag genießen! Wir werden nicht jeden Tag damit verbringen, darüber nachzugrübeln, dass es bald vorbei ist. Denn dann würden wir die vielen schönen Momente verpassen, die uns noch geschenkt werden!


Der Beginn

Tja, nun starte ich einen Blog. Einen von vielen, der sich mit Tieren beschäftigt. Aber ich wage es trotzdem.

Und es gibt schon viele Themen, die ich gerne ansprechen möchte. Aber bevor es losgeht, stelle ich mich kurz vor:

Mein Name ist Angelika Veyhelmann und ich bin in Oberbayern, in der Nähe von Rosenheim, als mobile Tierphysiotherapeutin unterwegs. 

Derzeit begleiten mein Leben 4 Katzen (Gwendolyn, der Haaasemann, Monda und Leon) und ein Hund (Edi). Diese werden den ein oder anderen Beitrag hier begleiten.

Tierphysiotherapeutin bin ich allerdings noch nicht immer. Nach dem Abitur folgte erst einmal ein klassisches Studium der Rechtswissenschaften, und als Anwältin habe ich lange Jahre gearbeitet und tue dies auch heute noch. Allerdings war und ist dies immer nur ein Beruf, nie eine Berufung.

Meine Herzensangelegenheit waren immer schon die Tiere. Eigene Tiere, die mich mit Unterbrechungen schon mein Leben lang begleiten, Tiere aus dem In- und Auslandstierschutz, kranke Tiere, Wildtiere. Tiere aller Arten interessieren mich schon mein Leben lang.

Und irgendwann kam dann die Idee auf, aus meiner Liebe zu Tieren - und dem Interesse an der Veterinärmedizin - einen Beruf zu machen. Einige Jahre hat es gedauert, bis ich den Schritt gewagt habe. Bereut habe ich ihn nie. 

Heute kann ich das, was ich schon immer liebe, auch beruflich umsetzen.

Warum aber ausgerechnet noch ein Blog, der sich mit Tieren beschäftigt?

  1. Weil ich gerne schreibe,
  2. Weil es viele Themen gibt, die vielleicht auch andere Menschen interessieren könnten, und über die ich mich gerne austauschen möchte.
In diesem Blog sollen allgemeine tierische Themen und Gedanken, aber gerade auch Themen Platz finden, die die Gesundheit der Tiere betreffen. 

So, ich denke, ich habe nun genug allgemeines über mich geschrieben.

Der Blog wird jetzt in Kürze gleich mit einem ernsten recht sensiblen Thema starten, das mich persönlich im Moment stark beschäftigt: Sterbebegleitung bei Tieren.